Letzte Aktualisierung:
Hajkutter Festival og Regatta von Nysted nach Rostock
Hafen von Nysted
Haikutter vor dem Start
Haikutterregatta 2016
Haikutterregatta 2017
Haikutterregatta 2018
Haikutter Alexa und Gefion
Einfahrt in Warnemünde
Es hat sich längst herumgesprochen, dass die Betreiber von Haikuttern (dän. Hajkutter) an der deutschen und dänischen Ostseeküste in Nysted
seit einigen Jahren ein Familientreffen der besonderen Art begehen. Mit dabei sind natürlich die Schiffe, um die es hier geht,
aber auch jede Menge Musik, Klönsnack und Geselligkeit.
Seit 2009 wird immer am ersten Wochenende im August, unmittelbar vor der Hanse Sail in Rostock, in dem kleinen dänischen
Küstenort Nysted das Haikutter Festival veranstaltet. Im Mittelpunkt stehen dabei diese wendigen Segelschiffe, sogenannte
Haikutter, und es gibt viel handgemachte Livemusik. Zwischen 10 und 20 Haikutter aus den Ostseeanreinerländern nehmen
jedes Jahr teil. Der Abschluß dieses maritimen Festes ist die Regatta von Nysted nach Rostock, wobei alle teilnehmenden
Haikutter mit Salutschüssen aus historischen Kanonen verabschiedet werden.
Wind und Wetter meinten es in den letzten Jahren selten so gut mit den Schiffen, sodass sie ihren Zielhafen in
Rostock oft nicht segelnd erreichten. Flaute oder auch zu starker Wind aus einer ungünstigen Richtung führten oft zu
Kursverlegungen, Verkürzungen der Segelstrecke oder zum Regattaabbruch. Die Crews erinnern sich aber gern an das Jahr 2012,
als erstmals eine reguläre Wettfahrt ausgetragen werden konnte. 2016 erreichten sogar alle teilnehmenden Segelschiffe
innerhalb der vorgesehenen Zeit das Ziel.
Bei der Haikutter Regatta ist jedes teilnehmende Schiff ein Gewinner. Dank verschiedener Sponsoren bekommen alle
Teilnehmer ein Startgeld ausgezahlt, das zum Erhalt der traditionellen Schiffe beitragen soll. Der so genannte
Haikutter-Tax ergibt sich aus dem Verhältnis der Summe an Sponsorenbeiträgen und der Gesamtlänge aller Teilnehmerschiffe.
Haikutter
Zeugen der dänischen Fischereigeschichte in Nord- und Ostsee
Haikutter, dänisch Hajer oder Hajkutter, sind ehemalige dänische Fischereifahrzeuge. Die Bezeichnung Haikutter hat jedoch
nichts mit dem Fang von Haien zu tun. Vielmehr waren diese Kutter die ersten in der dänischen Seefischerei, die mit
Hilfsmaschinen ausgerüstet wurden. Mit deren Hilfe konnten die Fangnetze unabhängig vom Wind und ohne Einsatz
von Beibooten ausgebracht und vor Anker liegend über Deckswinden wieder eingeholt werden. Die Motorisierung,
zunächst zum Antrieb der Deckswinden an Deck, dann der Beiboote und schließlich der Kutter selbst, führte also maßgeblich
zu dem Schiffstyp, den wir noch heute als Haikutter kennen.
Wichtig für die Entwicklung des Haikutters dürfte auch die Fangtechnik gewesen sein, die man auf den Schiffen einsetzte.
Das Fangnetz, eine sogenannte Snurrewade, dänisch Snurrevod, ist ein ringförmiges Netz, das nicht geschleppt,
sondern in einem Ring ausgebracht und dann zum verankerten Kutter hin über den Grund eingezogen wurde. Deswegen werden die Haikutter auch gelegentlich als
Snurrewadenkutter bezeichnet. Nach einer Fahrt zum Fangplatz, in der Regel zunächst noch unter Segel, nutzte man auf
einem Haikutter die Maschinentechnik zum Ausbringen und Einholen des Fangnetzes. Dieser technische Vorsprung brachte den
Fischern in kürzerer Zeit bessere Fänge ein, weswegen die unmotorisierten Kollegen ihnen die Bezeichnung
Hajer gaben. Das war nicht nett gemeint. Diese Schiffe waren am Fangplatz "gefräßig wie Haie".
Haikutter waren am Anfang keine speziellen Kutter. So wurden um 1900 alle motorisierten Kutter in der Snurrewaden-Fischerei genannt. Die
zunehmende wirtschaftliche Bedeutung der Seefischerei in Dänemark nach der Jahrhundertwende führte dazu, dass mehr Kutter gebraucht wurden.
Es setzte sich ein Schiffstyp mit 12 bis 18 Metern Länge, ausgeprägtem Deckssprung, scharf geschnittenem Unterwasserschiff
und einem runden, weit überhängenden Heck durch. Die typische Rumpfform ist stark von reinen Segelfahrzeugen des 19. Jahrhunderts geprägt.
Als Material wurde Eichenholz auf Holzspanten verwendet. Die Beplankung erfolgte in karweeler Bauweise. Die meisten dieser Schiffe
entstanden zwischen 1915 und 1935, u.a. auf den dänischen Werften Ohlsen oder Hjorne & Jacobsen in Frederikshaven, bei den
Gebrüdern Nipper oder bei Karstensen & Hinrichsen in Skagen oder bei N.P. Jensen in Esbjerg. Ca. 8000 Kutter waren um 1950
in der Snurrewaden-Fischerei im Einsatz.
Anfangs waren die Haikutter Segelfahrzeuge mit Hilfsmaschine, getakelt als Kutter oder Ketsch mit einem deutlich kleineren Besanmast.
Heute gibt es auch Haikutter mit einem Schonerrigg. Ab den 1920er Jahren verlor das Segeln gegenüber der Maschinenkraft an Bedeutung.
Je stärker die Maschinen wurden, desto kleiner wurden die Segel, bis man schließlich ganz auf diese verzichtete. Masten wurden zu
Ladebäumen umfunktioniert, die man zum Hieven des Fangnetzes oder zum Löschen des Fangs benötigte.
Die meisten der erhalten gebliebenen Haikutter segeln heute als Freizeitfahrzeuge und Traditionsschiffe. Wo sich früher die Bünn
oder der Stauraum für den Fang befanden, sind heute Kabinen und Begegnungsräume für Mitsegler eingebaut. So werden sie zweckmäßig
weiter genutzt und dienen als lebendige Zeugen der Geschichte dänischer Seefischerei.
Quellen:
Volker Pesch:
"Der Haikutter und die dänische Seefischerei im 19. und 20. Jahrhundert",
Piekfall, Mitteilungsblatt für die Freunde des Gaffelriggs, Nr.99, 2009,
Piekfall-Archiv
Einige Haikutter sind in der Datensammlung Tallship-fan erfasst.