Takelagetypen

Segelschiffe werden über die Anordnung ihrer Masten und ihre Ausstattung mit Segeln unterschieden. Die Takelage ist für die Zuordnung zu einem Schiffstyp wichtig. Bei der Zuordnung zu einem Schiffstyp werden auch noch weitere Eigenschaften des Schiffs berücksichtigt, hauptsächlich die Bauform des Rumpfes, die wiederum die Einsatzzwecke und mögliche Fahrtgebiete bestimmt und häufig einen Bezug zur regionalen Schiffbautradition im jeweiligen Bauzeitraum hat.

Die Segel haben unterschiedliche Formen und es werden verschiedene Methoden genutzt, um sie an den Masten eines Segelschiffs zu befestigen.

Ein sogenanntes Rahsegel ist ein viereckiges Segel, das oben an einer Rah geführt wird. Die Rah ist eine Stange aus Holz oder Metall, die das Rahsegel trägt und so am Mast befestigt ist, dass beide Enden über den Mast hinaus ragen. Die Befestigung der Rah am Mast ist beweglich, sodass die Stellung der Segel zum Wind verändert werden kann. Bei den auch als Rahsegler bezeichneten großen Segelschiffen, wie bei Vollschiffen, bei einer Brigg oder einer Bark steht die Rah und damit das Segel quer zur Fahrtrichtung.

Segel, die längst zur Schiffsachse gesetzt werden, heißen Schratsegel. Diese Segelstellung hat Vorteile beim Segeln gegen den Wind und Wind von der Seite. Schratsegel sind zumindest bei kleineren Segelflächen auch einfacher vom Deck des Segelschiffs aus zu handhaben.

Viereckige Schratsegel, die oben an einer Gaffel und unten oft an einem Baum geführt werden, heißen Gaffelsegel. Die sogenannte Gaffel ist eine Stange, die das Gaffelsegel trägt und verschiebbar, aber mit einem Ende direkt am Mast geführt wird, während das andere Ende frei und schräg nach oben ragt. Sie ist das kennzeichnende Merkmal der Gaffeltakelung. Die untere Kante des Gaffelsegels wird oft an einer weiteren Stange befestigt, die man Baum nennt.

Sind die Hauptsegel eines Segelschiffs dreieckig und werden sie direkt zwischen einem Mast an der Vorderseite und einem Baum an der Unterseite gesetzt, spricht man von einer Hochtakelung. Segel dieser Art sind einerseits einfacher zu bedienen und bieten vergleichsweise bessere Segeleigenschaften.

Was ist ein Vollschiff?

Ein Vollschiff ist ein Segelschiff mit mindestens 3 Masten, die alle vollständig mit Rahsegeln ausgestattet sind. Die Anzahl der Rahen bzw. Rahsegel pro Mast ist unterschiedlich. Der am weitesten hinten stehende Mast, der sogenannte Besanmast, führt zusätzlich ein Gaffelsegel. Zwischen allen Masten des Vollschiffs und zwischen dem vordersten Mast und dem Klüverbaum werden Schratsegel gesetzt. Die Art der Takelung und die Anzahl an zu bedienenden Segeln erfordert eine große und gut ausgebildete Mannschaft. Vollschiffe werden heute vor allem noch als Segelschulschiffe eingesetzt. Das einzige erhaltene 4-Mast-Vollschiff ist das festliegende Museumsschiff  Falls of Clyde. Das einzige 5-Mast-Vollschiff in dieser Datensammlung ist das Kreuzfahrtschiff  Royal Clipper.

Was ist eine Brigg?

Eine Brigg ist ein Segelschiff mit 2 Masten gleicher Höhe, die alle vollständig mit Rahsegeln ausgestattet sind. Die Anzahl der Rahen bzw. Rahsegel pro Mast ist unterschiedlich. Der am weitesten hinten stehende Mast führt zusätzlich ein Schratsegel, das sogenannte Briggsegel. Zwischen den beiden Masten einer Brigg und zwischen dem vorderen Mast und dem Klüverbaum werden Schratsegel gesetzt. Zum Segeln einer Brigg benötigt man eine verglichen mit einem Vollschiff kleinere Mannschaft und die Brigg ist auf Grund der geringeren Größe wendiger. Als Brigg getakelte Segelschiffe nutzt man heute vor allem in Vereinen für ambitioniertes und auf die Herausbildung von guter Seemannschaft ausgelegtes Segeln.

Was ist eine Bark?

Eine Bark ist ein Segelschiff mit mindestens 3 Masten, wobei die vorderen Masten mit Rahsegeln ausgestattet sind und der am weitesten hinten stehende Mast nur Schratsegel trägt. Die Anzahl der Rahen bzw. Rahsegel pro Mast ist unterschiedlich. Zwischen den Masten einer Bark und zwischen dem vorderen Mast und dem Klüverbaum werden Schratsegel gesetzt. Auch eine Bark benötigt eine große Besatzung zur Bedienung der Segel, wobei die Crew aber verglichen mit einem Vollschiff etwas geringer sein kann. Barken werden heute vor allem als Segelschulschiffe eingesetzt oder sie sind festliegende Museumsschiffe.

Was ist eine Schonerbark oder Barkentine?

Eine Schonerbark ist ein Segelschiff mit mindestens 3 Masten. Der vorderste Mast der Schonerbark ist vollständig rahbetakelt. Alle anderen Masten sind mit Schratsegeln, meistens mit Gaffelsegeln, ausgestattet. Eine andere Bezeichnung für diesen Takelagetyp ist Barkentine, wobei diese ursprünglich auch am Großmast, dem 2. Mast von vorn, ein Rahsegel führte. Zwischen dem vorderen Mast und dem Großmast sowie zum Klüverbaum hin werden Schratsegel gesetzt. Die meisten der heute in Fahrt befindlichen Schonerbarken haben 3 Masten, einige wenige 4 Masten. Sie sind überwiegend als Charter- und Kreuzfahrtschiffe für Urlaub und Freizeit im Einsatz.

Was ist eine Schonerbrigg oder Brigantine?

Eine Brigantine ist ein Segelschiff mit 2 Masten gleicher Höhe. Der vordere Mast ist vollständig rahgetakelt. Der hintere Mast trägt Schratsegel. Zwischen den Masten und zum Klüverbaum hin werden weitere Schratsegel gesetzt. Diese Mischform aus einer Brigg und einem Schoner kann unterschiedliche Windsituationen gut ausnutzen und Segelschiffe mit dieser Takelage sind bei verhältnismäßig geringer erforderlicher Besatzungsstärke auch auf Grund ihrer Größe sehr manövrierfähig.

Was ist ein Schoner?

Ein Schoner ist ein Segelschiff mit mindestens 2 Masten, wobei diese gleich hoch sind oder der hintere Mast höher ist. Alle Masten tragen ausschließlich Schratsegel, bei einem Gaffelschoner Gaffelsegel. Alle Segel lassen sich vom Deck des Segelschiffs aus bedienen, was eine verhältnismäßig geringe Besatzungsstärke ermöglicht. Ursprünglich hatten Schoner nur 2 Masten. Später wurden auch Schoner mit 3 und mehr Masten gebaut. Die Takelage eines Schoners ist auch heute noch bei sehr vielen Segelschiffen verbreitet, u.a. auch bei klassischen Yachten.

Was ist ein Toppsegelschoner?

Ein Toppsegelschoner ist ein Schoner, bei dem an einem oder mehreren Masten als Toppsegel über dem Schratsegel ein oder mehrere Rahsegel geführt werden. Diese Segel bieten bei Bedarf die Möglichkeit, den Wind von hinten besser auszunutzen.

Was ist ein Stagsegelschoner?

Ein Stagsegelschoner ist ein Schoner, der als Hauptsegel dreieckige sogenannte Stagsegel führt. Diese Segel werden nicht an einer Gaffel oder an einer Rah befestigt, sondern durch Abspannseile zwischen den Masten geführt, die gleichzeitig für die Standfestigkeit der Masten sorgen.

Was ist eine Ketsch?

Eine Ketsch ist ein Segelschiff mit 2 Masten, wobei der hintere Mast deutlich kleiner ist als der vordere. Der hintere Mast befindet sich vor der Ruderachse des Schiffs. An beiden Masten werden Schratsegel, meistens als Gaffelsegel oder Hochsegel geführt. Die Takelung als Ketsch ist heute noch sehr weit verbreitet, sowohl bei traditionellen Segelschiffen als auch im modernen Yachtbau.

Was ist eine Yawl?

Eine Yawl ist ein Segelschiff mit 2 Masten, wobei der hintere Mast deutlich kleiner ist und sich hinter der Ruderachse, also sehr weit hinten auf dem Deck befindet. An beiden Masten werden Schratsegel geführt, die vorwiegend als Hochtakelung ausgeführt sind. Die Takelung als Yawl wird heute vor allem für neuere Yachten verwendet.

Was ist ein Kutter?

Ein als Kutter getakeltes Segelschiff hat 1 Mast, an dem ausschließlich Schratsegel geführt werden. Das Hauptsegel kann ein Hochsegel oder ein Gaffelsegel sein. Als Kutter getakelte Segelschiffe zeichnen sich durch eine hohe Manövrierbarkeit, geringe Baukosten für die Schiffe und die Bedienung mit einer kleinen Besatzung aus, was zu einer sehr weiten Verbreitung des Takelagetyps sowohl bei traditionellen Segelschiffen und klassischen Yachten als auch im heutigen Yachtbau führte.

Was ist eine Slup?

Ein als Slup getakeltes Segelschiff hat 1 Mast, an dem ausschließlich 2 Schratsegel geführt werden. Meistens wird dabei die Hochtakelung oder eine sehr steil stehende Gaffel verwendet. Die Slup hat nur ein Vorsegel das vorn am Bug ohne Klüverbaum oder Bugsprit befestigt wird. Die Sluptakelung ist sehr einfach und bei kleinen Segelbooten oder modernen Yachten verbreitet.