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50. Rhinplatte Rund 2024

Das Herbsttreffen der "Freunde des Gaffelriggs" wird traditionell in Glückstadt organisiert und mit einer Ausfahrt oder auch Regatta auf der Elbe verbunden. Früher führte der Kurs dabei einmal um die Rhinplatte, einer kleinen Elbinsel vor Glückstadt. Heute ist das nicht mehr möglich, weil die Randbereiche der Elbe verlanden. Weil die Südspitze der Rhinplatte wegen sich ständig verändernder Wassertiefen zu unsicher ist, wird die Regatta derzeit vor Glückstadt gestartet und eine Tonne im Norden des Flusses als Wendemarke genutzt. Geblieben ist aber der Name: Rhinplatte Rund.

"Elbe" und "Präsident Freiherr von Maltzahn" beim Rhinplatte Rund 2024.

"Elbe" und "Präsident Freiherr von Maltzahn" beim Rhinplatte Rund 2024.

"Beagle" und "Elbe", vor dem Start wurde alles für den Regenschauer vorbereitet.

"Beagle" und "Elbe", vor dem Start wurde alles für den Regenschauer vorbereitet.

Dass ich es endlich einmal geschafft habe, daran teilzunehmen, war Zufall. Der Wunsch bestand schon lange. In diesem Jahr lag eine dienstliche Reise günstig auf meiner Strecke bei der Heimfahrt. Eine Unterkunft fand ich recht schnell. Eine Mitfahrgelegenheit auf einem der Segelschiffe war schon schwieriger zu bekommen. Tipps von den Organisatoren und ein guter Kontakt haben mir dann geholfen.

Gäste im Außenhafen von Glückstadt

Gäste im Außenhafen von Glückstadt

Anlegen in Glückstadt

Anlegen in Glückstadt

Glückstadt hat nur einen relativ kleinen Hafen für Gastlieger. Heimische Schiffe, wie die "Rigmor" oder "Nellie & Leslie" liegen hinter der Schleuse. Wer von Schleusenzeiten unabhängig bleiben will, bleibt davor liegen und ist dann dem auf und ab der Gezeiten ausgesetzt. Die Anlegemöglichkeiten sind hier auch begrenzt. Eine Massenteilnahme ist bei dieser Veranstaltung nicht zu erwarten. Aber es kommen Schiffe aus dem Hamburger Raum, die sonst selten woanders zu sehen sind.

Wie schon so oft in diesem Jahr war das Wetter an diesem Wochenende stürmisch. Der Wind verhinderte auch die Anreise mehrerer Schiffe. Sogar einige Hamburger, die sonst in Glückstadt dabei waren, verzichteten und blieben in ihren sicheren Kleinhäfen. Trotzdem sah ich mehrere Schiffe einlaufen, denen ich zuvor noch nicht begegnet bin. Schön, einmal ein Bild von einem Schiff zu haben, wofür mir vorher nur ein Name in einer Ergebnisliste bekannt war. Trotz stürmischem Wind und Regenschauern stand ich am späten Nachmittag an der Hafeneinfahrt, bis es schließlich dunkel wurde.

Die "Elbe" bekam den Preis für das Schiff mit der längsten Anreise.

Die "Elbe" bekam den Preis für das Schiff mit der längsten Anreise.

"Frieda" und "Thordis", segeln bei herrlichem Wind und auch einmal Sonne.

"Frieda" und "Thordis", segeln bei herrlichem Wind und auch einmal Sonne.

In Glückstadt muss man übrigens nach einem gemütlichen Restaurant nicht lange suchen. Die Stadt, auch bekannt durch die Matjeswochen im Juni, habe ich zwar kurz kennen gelernt, möchte aber nochmal zurückkehren, um mit ein wenig mehr Ruhe und bei Tageslicht die Altstadt zu erkunden.

"Johanna von Amrum", oft schnell unterwegs und auch heute nicht zu besiegen.

"Johanna von Amrum", oft schnell unterwegs und auch heute nicht zu besiegen.

"Melpomene" und "Beagle", beide Schiffe sind an der Elbe beheimatet.

"Melpomene" und "Beagle", beide Schiffe sind an der Elbe beheimatet.

Der Regattatag begann mit mehreren Regenbögen über der Elbe, mitunter gleißendem Licht durch die Sonne und wiederum sehr dunklem Himmel. Bei Ankunft auf meinem Schiff, dem Finkenwerder Kutter "Landrath Küster", wurden schon Vorbereitungen für den Törn getroffen. Durch ein misslungenes Ablegemanöver eines anderen Schiffs war leider der Baum unseres Besansegels gebrochen. Wir würden uns also heute bei der Regatta nicht mit dem anderen Finkenwerder Kutter, der "Präsident Freiherr von Maltzahn" messen können. Auch mussten einige Mitsegler der "Rigmor" umplanen, denn dieses Schiff würde im Hafen liegen bleiben. Das ließ sich unkompliziert organisieren.

"Nellie & Leslie", sie segelte weiter als alle anderen, wurde dadurch aber nicht Letzte!

"Nellie & Leslie", sie segelte weiter als alle anderen, wurde dadurch aber nicht Letzte!

"Ronja", der Nachbau eines Pfahlewers nach dem Vorbild der Fischereiewer von Blankenese, die im 18. und 19. Jahrhundert hier segelten.

"Ronja", der Nachbau eines Pfahlewers nach dem Vorbild der Fischereiewer von Blankenese, die im 18. und 19. Jahrhundert hier segelten.

"Melpomene" und "Wanderschaft", auf dem Weg zur Wendetonne.

"Melpomene" und "Wanderschaft", auf dem Weg zur Wendetonne.

Zieleinlauf voraus, wir kamen nicht als Letzte über die Ziellinie.

Zieleinlauf voraus, wir kamen nicht als Letzte über die Ziellinie.

Auf dem Wasser erwischte uns sofort nach dem Ablegen der erste richtige Regenschauer. Und wie erwartet reihten wir uns im hinteren Regattafeld ein bzw. wurden von den meisten Regattateilnehmern überholt. Für mich war das eine sehr gute Ausgangsposition fürs Fotografieren. Auch dass wir nicht um die Rhinplatte segelten, sondern einen Kurs fuhren, welcher uns die Begenung mit dem vorderen Regattafeld auf der Rückfahrt ermöglichte, war ein Vorteil. Durch den Wind und inzwischen auch wieder Sonne konnte ich so attraktive Segelsituationen beobachten.

Zur Abendveranstaltung bin ich nicht mehr geblieben. Der Heimweg dauerte ja noch einige Zeit. Aber ich habe einen sehr guten Eindruck von dieser Veranstaltung. Herzlichen Dank an das Orga-Team, die Sponsoren und teilnehmenden Schiffe mit ihrer Crew.

Rhinplatte Rund

Elbvertiefung - Fluch oder Segen?

Beim Schreiben des Erlebnisberichts und angeregt durch Beiträge im Internet bin ich auf ein Thema aufmerksam geworden, welches viele der kleinen Hafenstädte entlang der Elbe, besonders in der Metropolregion Hamburg, vor Herausforderungen stellt. Es ist nicht einfach, als Nicht-Hamburger über ein Thema zu schreiben, welches mich persönlich nur wenig betrifft, sehr wohl aber die dortige Wirtschaft in ihrer Existenz angreift. Der Hamburger Hafen muss konkurrenzfähig sein. Das Streben danach sollte aber auch mit anderen Interessen abgestimmt werden. Ich bin skeptisch, wenn wirtschaftliche Interessen vor das nachhaltige Gemeinwohl gestellt werden und wenn rücksichtslos Naturressourcen vermutlich irreversibel zerstört werden.

Containerschiff auf der Elbe, ein Tiefgang von mehr als 10 Metern ist in der Fahrrinne möglich.

Die Schiffe zum Transport von Gütern werden stetig größer, weil so der Gewinn von Betreibern am Transport steigt. Die Hafenbetreiber versuchen, sich darauf einzustellen. Hamburgs Zugang zum Meer ist die Elbe, die natürlicherweise nur eine Tiefe von 2-4 Metern aufweisen würde. Um den schleichenden Bedeutungsverlust zu begegnen und aktuellen Schiffsriesen die Zufahrt zu ermöglichen, am besten noch mit Ausweichstellen bei Gegenverkehr, musste die Fahrrinne mehrfach vertieft werden, insgesamt neun Mal innerhalb der letzten 200 Jahre und letztmalig zwischen 2019 und 2022. Eine der Auswirkungen haben wir jedoch bei der 50. Rhinplatte Rund Segelveranstaltung festgestellt. Die Elbe um die Rhinplatte, eine Insel mitten im Fluss, beginnt landseitig zu verlanden. Die Durchfahrt ist inzwischen auch für Traditionssegler mit 2-3 Metern Tiefgang mit Risiken verbunden.

Warum führt das Ausbaggern des Flusses dazu, dass die Elbe mehr verlandet? Die positiven Aspekte einer Elbvertiefung sind offensichtlich: es können größere Schiffe im Hamburger Hafen abgefertigt werden. Die negativen Auswirkungen aber lassen inzwischen Tausende Menschen gegen die Elbvertiefung protestieren. Der Aufwand, um die Vertiefung zu erhalten, ist groß, offenbar inzwischen größer, als die Vertiefung selbst war. Ursachen für die zunehmende Verlandung an den Rändern ist die höhere Fließgeschwindigkeit des Flusses in der Mitte und die Wucht der Tide, die mehr Sedimente aus dem Meer bewegt. Steilere Fahrrinnenwände werden stärker erodiert. Zunehmende Wasserknappheit am Oberlauf des Flusses sorgt dafür, dass weniger Material wieder in die Nordsee gespült wird. Sedimente werden also verstärkt und schneller bewegt, allerdings nicht gleichmäßig in beide Richtungen. Hafenbecken am Flusslauf funktionieren außerdem wie Fangbecken für die Sedimente. Der Aufwand für Unterhaltsbaggerungen steigt.

Für Außenstehende ist es also schwer zu verstehen, warum wir in Deutschland offenbar kein gesamtdeutsches Hafenmanagement betreiben, weil mit dem Jade-Weser-Port in Wilhelmshafen ja eigentlich ein konkurrenzfähiger und leichter zu unterhaltender Tiefseehafen verfügbar ist.

Wikipedia Artikel zur Elbvertiefung

Elmar Specht:
"Elbvertiefung und Sportschifffahrt",
in "Hamburg für die Elbe - Bürgerinitiative zum Schutz der Elbe", April 2014
Kurze Situationsdarstellung zu den Auswirkungen der Elbvertiefung auf die Sportschifffahrt Download des Artikels

Joachim Staugaard:
"Rhinplatte Rund - zum 50. Mal... seit vier Jahren - op un dol - nicht mehr Rund!",
in PIEKFALL Mitteilungsblatt der Freunde des Gaffelriggs, Ausgabe 145, 12/2024
Erlebnisbericht mit Fotografien