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Rumregatta - Lieber heil und zweiter…
Regatta für traditionelle Segelschiffe, wo es darauf an kommt, bloß nicht erster zu werden!Start der Rumregatta
Traditionelle Seemannschaft
Gaffelmarkt
Handgemachte Musik
Start bei Flaute
Ewer Heinrich
Homo Faber und Victor Jara
Activ und Ryvar
Seestern und Frigg
To Svaner und Melpomene
Preisverschleuderung
Jedes Jahr am Samstag nach Christi Himmelfahrt pünktlich um 11 Uhr ertönt ein lauter Startschuss in der Bucht von Flensburg.
Wer dann auf das Wasser schaut, sieht mehr als 100 gaffelgetakelte Traditionssegelschiffe, die oft unter vollen Segeln die Förde
entlang gleiten. Es ist Rumregatta in Flensburg.
Rum war viele Jahre das wichtigste Handelsgut der Stadt Flensburg. Von Flensburg aus fuhren die Handelsschiffe zu den
dänischen Kolonien in der Karibik, wo Zuckerrohr angebaut wurde. Aus dem Zuckerrohr wurde in Flensburg dann Rum produziert.
1980 veranstaltete der Museumshafen Flensburg mit 30 teilnehmenden Schiffen die erste Regatta dieser Art und als es um die
Suche nach einem passenden Namen dafür ging, erinnerte man sich an die Rumtradition der Stadt. Die Rumregatta entwickelte
sich fortan zu einer der größten Veranstaltungen dieser Art in Nordeuropa. Die teilnehmenden Schiffe nehmen zum Teil weite
Anfahrtsstrecken auf sich. Sie kommen von der Nordseeküste Hollands im Westen genauso wie aus dem Greifswalder Bodden im Osten
Deutschlands oder sind in der dänischen Inselwelt zu Hause. Es sind Handelsschiffe (3-Mast-Schoner, Schoner, große und kleine
Galeassen, Brigantinen, Danske Jagten, Jagt-Galeassen), große und kleine Plattbodenschiffe (Tjalken, Kuff-Tjalken, Ewer, Schokker,
Aaken, Boijer, Botter, Grundeln, Skutjes), Fischereifahrzeuge (Finkenwerder Kutter, Krabbenkutter, Haikutter, Drivkvasen, Zeesboote),
offene Fischereiboote (Schleikahn, Buttjolle), Wikingerschiffe und Slavenboote, dazu noch ehemalige Dienstfahrzeuge (Rettungskutter,
Zollkutter, Fahrzeuge der Fischereiaufsicht) und auch schnelle modifizierte Repliken, die sich hier einfinden, um zu zeigen,
was in oft jahrelanger, aufopferungsvoller und meistens ehrenamtlicher Restaurierungsarbeit geleistet wurde.
Seefahrt geht nicht ohne Handwerk. Handgemachtes spielt auf der Rumregatta eine große Rolle, so auch auf dem Gaffelmarkt an Land
mit traditionellem Bootsbau, Segelmachern, Böttchern und Holzschnitzern. Von Treibgut bis zu maritimem Kunsthandwerk bekommt man
hier alles, vorausgesetzt man versteht es zu handeln. Natürlich gibt es auch Bier, Rum und Fischbrötchen. Hingegen Fahrgastgeschäfte
oder lauten Kommerz wird man auf dem Gaffelmarkt vergebens suchen.
Handgemacht ist auch die Musik auf der Rumregatta. Die Bühne ist die Straße. Die "Bands" tragen klangvolle Namen, wie
"Spielmannswucht", "Parelmor" oder "Rock die Straße". Alles wird live und ohne Verstärker vorgetragen,
schietig schaurig schön.
"Lieber heil und zweiter als kaputt und breiter", so lautet das Motto. Bei der Rumregatta geht es nicht vorrangig um Geschwindigkeit.
Denn alle wissen, dass die Schiffe trotz versuchter Klasseneinteilung kaum vergleichbar sind. Es geht vielmehr um gute und traditionelle
Seemannschaft und dazu gehört auch ein ausgeprägtes Sicherheitsbewusstsein. Es geht außerdem um Humor, was man spätestens bei der
"Preisverschleuderung" feststellen kann. Neben ernsthaften Preisen, z.B. für das best restaurierte Schiff, gibt es nun für die jeweilig
Zweiten in jeder Schiffsklasse eine begehrte 3-Liter Flasche besten Flensburger Rums. Die Sieger aber werden zur Belustigung des
anwesenden "Sehvolks", mit Sperrmüllpreisen bedacht, die zusammen mit einem verspottenden Spruch überreicht werden. Die Preisverschleuderung
ist Kult und man erträgt einen Sieg am besten, wenn man Spaß versteht und einfach mitlachen kann. Je nach Bedarf oder Anlass können
auch jederzeit Sonderpreise geschaffen werden, so für den "Penner auf der Startlinie", den "Stilbruchpreis" für eklatante Fehler
im Gesamtregattabild oder den "Schönsten Skipper unter der nördlichen Sonne".
Die Rumregatta ist auch das jährliche Frühjahrstreffen der Freunde des Gaffelriggs.
Piekfall - Mitteilungsblatt der Freunde des Gaffelriggs
Ein Buch zur Rumregatta ist im Flensburger Fördeverlag erschienen: sehr viele Fotos, Hintergründe zur Veranstaltung, Schiffstypen und Typen hinter
den Schiffen, Geschichten, wie alles anfing und Anekdoten aus den Jahren.
Rainer Prüss:
"Rum-Regatta - Lieber heil und zweiter als kaputt und breiter",
Fördeverlag Flensburg, 2003, ISBN: 3-9808924-0-9
Teilnehmerschiffe der Rumregatta
Einteilung in KlassenAn der Rumregatta nehmen ausschließlich gaffelgetakelte Segelschiffe teil. Sie werden in Klassen eingeteilt. Dabei wird versucht, die Bauart, die Länge und der Schiffstyp der zumeist ehemaligen Arbeitsschiffe zu berücksichtigen, was auf Grund der großen Unterschiedlichkeit der Schiffe nur ein Kompromiss sein kann.