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42. Rumregatta Flensburg 2023
Regatta für traditionelle Segelschiffe, wo es darauf an kommt, bloß nicht Erster zu werden!Rumregatta an der Wendetonne
Regatta auf der Flensburger Förde
Segeln zur Rumregatta
Lüttfischerregatta im Flensburger Hafen
Fjordregatta nach Flensburg
Ehrungen bei der Fjordregatta
Colin Archer "Christina"
Finkenwerder Kutter "HF244 Astarte"
Wikinger "Freja Byrding"
Hoogaars "Johanna von Amrum"
Segelschiffe im Hafen Flensburg
Die Rumregatta ist jedes Jahr der Auftakt der Saison für traditionell getakelte Segelschiffe in Deutschland. Schiffsliebhaber wollen sie nicht verpassen. So auch in diesem Jahr, als die 42. Ausgabe
der unernsten Geschwaderfahrt auf der Flensburger Förde stattfand.
Es gibt Jahre, da wartest Du länger auf den Beginn der Saison. So ging es mir in diesem Frühjahr. Der April und Anfang Mai waren in unserer Gegend noch kalt und oft verregnet. Die Sonne kam dann mit
einiger Kraft gerade zur rechten Zeit. Und nachdem wir nach den Sturmerfahrungen im letzten Jahr noch skeptisch den Wind beobachteten, entwickelte sich eine recht optimale Wetterlage, die den
Schiffen die Anreise erleichterte und entspanntes Segeln in Aussicht stellte.
Die Anmeldungen der Segelschiffe zur Rumregatta 2023 trafen wohl zunächst nur spärlich ein. Vielleicht gibt es hier das Missverständnis, dass sich Segelschiffe und Crews, die fast jedes Jahr dabei sind,
nicht anmelden müssen. Das ist nicht so und es erleichtert die Vorbereitung und steigert die Vorfreude auf das Ereignis ungemein, wenn man weiß, wer eigentlich plant, dabei zu sein.
Mein Erlebnis begann schon am Tag davor. Hier treffen sich im Lüttfischerhafen zu Flensburg stets einige sehr enthusiastische Holzbootfreunde. Mit den Nachbauten traditioneller Fischerboote aus
unterschiedlichen Regionen, meistens beheimatet an der Ostseeküste, werden in lockerer Atmosphäre alte Traditionen wiederbelebt, wenn man im Hafen von Flensburg eine kleine Regatta segelt, eine
gewisse Strecke auch rudert und anschließend nach Flaschen fischt. Es gab diesmal 18 angemeldete Boote, die von ihren Crews mit viel Elan und sichtbarem Spaß über den Kurs im Flensburger Hafen
gesegelt wurden. Ein 19. Boot kam kurz vor Start der Regatta noch dazu und ist ein Zeichen, dass die Mannschaften der Jugendwanderkutter aus der Gegend diesen spannenden wie auch unterhaltsamen
Auftakt der Rumregatta inzwischen ebenso für sich entdecken, um mit Gleichgesinnten in einen fairen Wettstreit zu treten oder einfach Spaß auf dem Wasser zu haben. Es ist eine Freude und beste
Werbung für Jugendarbeit unter Segeln, wenn man die Segelkünste der meist jugendlichen Besatzungen von Land aus verfolgen kann. Die Boote mit der weitesten Anreise zur Lüttfischerregatta waren
die "Knipdul" aus Polen und "Albatros" aus Fareham in England.
Nach einer Stunde, in der ich die Lüttfischerregatta beobachtete, machte ich mich an Bord der "Maria Merit" auf den Weg, um den größeren Segelschiffen entgegen zu fahren, die auf der
Fjordregatta von Sonderburg nach Flensburg unterwegs waren. Eigentlich sollten wir an einer Tonne in der Flensburger Förde den Zieleinlauf verfolgen. Dafür kamen wir zu spät. Der Wind kam für die
Regattateilnehmer aus einer günstigen Richtung und trieb sie in diesem Jahr sehr schnell an ihr Ziel. Über Funk hörten wir ab, was sich an der Zieltonne ereignete und sahen dann auch noch einige
der Regattateilnehmer, die zumeist unter Segeln dem Ziel Flensburger Hafen entgegen steuerten. In diesem Jahr waren Wind und Wetter optimal für die Flensburg-Fjord-Regatta und die Segelschiffe
somit sehr schnell unterwegs. Am Abend gab es im Hof des Flensburger Schiffahrtsmuseums dann einen weiteren launigen Höhepunkt. Auf der Siegerehrung wurden auch Jubilare, wie die nun 170 Jahre
alte "Rigmor", und treue Gäste, wie die "Johanna von Amrum" bedacht. Zum Abschluss wurde ein altes Gafflerlied angestimmt, welches vor Jahren gedichtet in sehr vielen Strophen
die Menschen und Szene rund um die gaffelgetakelten Segelschiffe charakterisiert.
Bei dieser Rumregatta sah ich natürlich alte Bekannte wieder. Dazu gehörten die drei ehemaligen Logger "Ryvar", "Belle Amie" und "BV2 Vegesack", Haikutter, wie die
"Bodil", " Elsa Margrethe", "Jane", "Dagmar Aaen", "Ebba Aaen" und "Dana". Besonders beeindruckt hat mich in diesem Jahr die "Nobile",
die ja auch einmal ein Logger war, heute jedoch als Rennyacht im Stil der Americas Cupper des späten 19. Jahrhunderts aufgetakelt ist. Auf der Fjordregatta und der Rumregatta wurde sie eindrucksvoll
mit allen Segeln präsentiert.
Einige Segelschiffe hatte ich zuvor noch nicht gesehen. Dazu gehörten dänische Schiffe, wie die Jagt "Kirstine" und das Kattegatbåd "H223 Svalen", Colin Archer "Grimsø" und der
Rettungskutter "Christina RS". Auch die "Engelina" nahm glaube ich zum ersten Mal an der Rumregatta in Flensburg teil. Zuvor lange nicht dabei war auch der Finkenwerder
Kutter "HF244 Astarte" aus Bremerhaven. Als einziges Wikinger-Schiff kam "Freja Byrding" aus Dänemark nach Flensburg.
Natürlich erlebten wir in Flensburg wieder eine ausgiebige "Preisvergeudung". Den Kulturbeitrag lieferte dabei die Crew rund um die Schiffe "Clara" und "Seestern"
vom Kieler Jugendkutterprojekt. Ihre Hymne habe ich noch heute im Ohr. Die "Seestern" wurde durch den Laudator bei der Preisvergabe besonders dafür hervorgehoben, dass sie als Gaffelketsch
getakelt besonders viele, es waren wohl 11 Segel setzte.
Am Sonntag ging die Rumregatta ruhig, aber natürlich mit dem Tröten der Schiffstyphons zum Abschied beim Auslaufen zu Ende. Danke an das "A"-Team und die Crew der "Gesine" für
alle Erlebnisse.
Rum und Rumregatta
Woher kommt diese besondere Beziehung?In Tourismusführern wird Flensburg als Rum-Stadt bezeichnet. Damit soll daran erinnert werden, dass Flensburger Büger durch den Handel und die Herstellung von Rum zu Wohlstand kamen. Es war jedoch nicht nur der Fleiß der Kauf- und Seeleute, die den Reichtum der Stadt begründeten. Es war vor allem auch die Ausbeutung der dänischen Kolonien in der Karibik. Damals bis 1864 gehörte die Stadt zu Dänemark. Die heutigen Jungferninseln, damals noch Dänisch-Westindien, wurden mit in Afrika versklavten Menschen beliefert. Sklaven wurden vor allem im Anbau von Zuckerrohr gebraucht. Aus Zuckerrohr wurde Rum hergestellt. Mit einer Ausstellung "Rum, Schweiß und Tränen" wurde ab 2017 die auch von Flensburger Unternehmern praktizierte oder unterstützte Sklaverei und die Ausbeutung der Menschen in den dänischen Kolonialgebieten thematisiert. Das erst ermöglichte den Profit und war die Grundlage für den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt im 18. und 19. Jahrhundert. In Flensburg soll es einmal biszu 200 Rumhäuser, -kontore und -destillerien gegeben haben.
Wie wird Rum hergestellt?
Die wichtigste Zutat für die Herstellung von Rum ist Zuckerrohr. Die Halme werden zerhackt und danach zerpresst. Daraus wird Zuckerrohrsaft gewonnen. Als Abfallprodukt entsteht dabei Melasse.
Beide können die Grundlage für die Herstellung von Rum bilden. Die Melasse oder der Zuckerrohrsaft werden unter Zugabe von Hefe und Wasser vergoren, anschließend destilliert und in Eichenfässern
gereift. Rum wird in vielen Ländern der Welt hergestellt und jedes Land hat dabei seine eigenen Methoden, was zu unterschiedlichen Aromen und Geschmacksrichtungen führt. So wird der Geschmack
durch die Art der Verarbeitung der Rohstoffe, die Art und die Dauer der Reifung bestimmt.
Ab 1885 wurde ein Mengenzoll auf die Einfuhr von Rum nach Flensburg erhoben. Das führte dazu, dass Rum gewissermaßen als hochprozentiges Konzentrat eingeführt wurde. Jedes Rumhaus stellte
daraus eigene Rumsorten durch Vermischung des Konzentrats mit Wasser und reinem Alkohol her. So entstand der sogenannte Rum-Verschnitt. Die meisten Rumsorten sind heute ein Verschnitt
verschiedener Einzeldestillationen.
Der Rum und die Seefahrt
Wer an Rum denkt, hat im Kopf auch Gedanken an Piraten, die Karibik oder allgemein an die Seefahrt. Im Keller des Flensburger Schifffahrtsmuseums dokumentiert eine spezielle Abteilung die
Rumgeschichte der Stadt. Woher kommt die Nähe von Seefahrt und maritimen Traditionen zu diesem alkoholischen Getränk?
Ein Grund für die Einführung einer täglichen Ration Rum bei der Royal Navy im 17. und 18. Jahrhundert war, dass Trinkwasser in den Holzfässern auf den langen Seefahrten in den Entdeckerzeiten
häufig verdarb. Alkohol verhinderte das und führte außerdem dazu, dass die Mannschaften ungehemmter in Seeschlachten kämpften.
Heute wird der sogenannte Manöverschluck als Belohnung für ein gelungenes Manöver oder einen besonders schönen Moment an Bord gemeinsam getrunken. Und das könnte auch einer der Gründe gewesen sein,
warum die Rumregatta heute Rumregatta heißt und der wichtigste Preis, den es hier zu gewinnen gibt, eine 3-Liter-Flasche gefüllt mit Rum ist.
Regattarum des Sponsors Johannsen