Letzte Aktualisierung:
43. Rumregatta Flensburg 2024
Regatta für traditionelle Segelschiffe, wo es darauf an kommt, bloß nicht Erster zu werden!Wer sich die alten Ausgaben des Flensburger Hafenblatts anschaut, kann viel über die Entstehung der Rumregatta erfahren, die heute auch als das größte Gaffelsegler-Treffen Nordeuropas gilt. Superlative hin wie her: die Rumregatta ist der Frühjahrsauftakt und hat ihre Anziehungskraft für segelnde ehemalige Berufsfahrzeuge und mehrere 10.000 Zuschauerinnen und Zuschauer nicht verloren, auch wenn inzwischen weniger Schiffe zur unernsten Geschwaderfahrt auf der Flensburger Förde antreten. Die Größe allein war für den Museumshafen Flensburg nicht das Ziel. Qualität ging schon immer vor Quantität.
In diesem Jahr hatten die Organisatoren mit der Tatsache zu kämpfen, dass der Flensburger Hafen, seitdem er nach den Hochwasserereignissen im Oktober 2023 schweren Schaden erlitten hat, in großen Abschnitten gesperrt ist. Das wird auch über die nächsten Jahre so bleiben, da für eine Reparatur mindestens 5 Jahre ins Land gehen werden. Und auch das Bohlwerk vor der Museumswerft ist inzwischen in die Jahre gekommen. Viel Arbeit steht an, wo heute noch niemand weiß, wer sie einmal ausführt und bezahlt. Ein Jahr ohne die beliebte Rumregatta können sich viele Flensburgerinnen und Flensburger aber nicht vorstellen und so zog man mit dem Gaffelmarkt ganz nach Norden zum Nordertorkai. Die Segelschiffe lagen dicht gedrängt in Päckchen direkt davor oder eben am Bohlwerk vor der Museumswerft, also nur wenige Gehminuten voneinander entfernt. Das ergab diese Mischung aus Mastenwald, flatternden Wimpeln, den Geruch von Holzteer und Leinöl. Die Gäste-Skipper waren mit dieser Lösung sehr zufrieden. Der Gaffelmarkt mit Schifffahrtstradition zum Anfassen, Bootsbauer, Schiffbauer und Ausrüster ist inzwischen allerdings eher ein Markt mit Verkaufsständen für kulinarische Gelüste. Leider nimmt die Zahl der maritimen Handwerker immer mehr ab, die früher sehr zur Attraktivität des Marktes beigetragen haben.
Los ging es wieder am Freitag mit der Lüttfischerregatta. Dieser kleine Wettstreit für ehemalige traditionelle Fischerboote bzw. deren Nachbauten erfreut sich großer Beliebtheit und hat sich bekanntlich in den vergangenen Jahren zu einem Höhepunkt der Rumregatta entwickelt. Mit dem Wikingerboot "Erik Styrimathr" und dem norwegischen Kirchenboot "Oster" waren es insgesamt 14 Boote, die sich in diesem Jahr beteiligten. Die polnischen Holzbootfreunde von der kaschubischen Ostseeküste und Halbinsel Hel zeigten diesmal mit "Eplónga" und "Amata" zwei Boote, die zuvor noch nie in Flensburg waren. Ausgesprochen attraktiv für alle Zuschauer führte der gelegte Dreieckskurs im Hafen an seiner Spitze unmittelbar an einem betretbaren Steg einer Blumeninsel vorbei, was eine erstklassige Sicht auf die Regatta ermöglichte. Es erforderte allerdings Geschick von den Mannschaften, als sie bei wenig Wind in dichtem Gedränge die Boote diesen sehr engen Kurs entlang führten.
Die Rumregatta am Samstag wäre dann fast ausgefallen. Die Schiffe fuhren in die Bucht hinaus und setzten alle möglichen Segel, doch es half den meisten nicht, bei so wenig Wind noch vor Ende der Regatta an der Ziellinie zu sein. Ich hatte besonders ein Auge auf die Schiffe, die noch nie zuvor oder nicht so oft in Flensburg dabei waren: "Alliance", "Haabet", "Karoline Svane" und "Yrsa".
Natürlich erlebten die zahlreichen Zuschauer im Flensburger Hafen auch wieder eine Preisvergeudung. Die Regattaleitung hatte
es irgendwie geschafft, einigermaßen fair die Empfänger der begehrten Rumflaschen zu bestimmen, was auf Grund der etwas
besonderen Bedingungen auf dem Wasser nicht einfach war. Die Preise für Sieger waren wie gewohnt die armseligsten und
lächerlichsten unter der ganzen nordischen Sonne. Besonders hervorgehoben werden muss ein Puppentheater als Preis für die
Sieger bei den kleinen Fischerbooten, mit welchem im nächsten Jahr der Kulturbeitrag geleistet werden soll. Die
Zweitplatzierten erhielten den begehrten Rum des Sponsors Johannsen. Auch sehr bemerkenswert: ich glaube die Crew der
"De Albertha" war es, die vor versammeltem Publikum den Organisatoren, Helfern, Ausstellern und Kulturschaffenden
dankte, die bei der Vorbereitung und Durchführung gerackert und zum Gelingen beigetragen haben.
Eins der schönsten Erlebnisse fand am Abend statt, als sich wie immer das Gaffelorchester aus allen anwesenden Musikern
zusammenfand. Die Straßenmusiker haben sich mit der neuen Marktsituation ausgesprochen wohl gefühlt und von der schönsten
Rumregatta seit Jahren gesprochen. Das Gaffelorchester spielte diesmal an Deck des Motorgüterschiffs "Gesine",
während der Dirigent von der Kaikante mal das Orchester, dann aber auch das Publikum dirigierte und dabei immer wieder
kabarettreif zur guten Ordnung rief.
Danke an die Organisatoren und die Crew der "Gesine" für diese 43. Rumregatta Flensburg 2024.
Das Flensburger Hafenblatt
Immer viel Spaß beim Blättern!Zuerst war es lediglich eine Textsammlung des Museumshafens Flensburg, erstellt in aufwendiger Handarbeit, jedes Heft einzeln. Heute ist das Hafenblatt das Sprachrohr des Historischen Hafens Flensburg, der gemeinnützige GmbH, zu der sich fünf maritime Vereinigungen zusammengeschlossen haben. Die Vereine liefern für das Hafenblatt nach Möglichkeit Texte und Bilder über ihre Arbeit. Zuletzt dann zweimal im Jahr wird gedruckt, was historisch maritim in Flensburg relevant ist. Im April 2024 erschien die 47. gedruckte Ausgabe.
Ich freue mich bei Besuchen in Flensburg über das Lesen der Vereinsentwicklungen, die Kurzgeschichten und News im "Farbengatt", Buchvorstellungen im "Bücherschapp", Termine und auch Anzeigen für alles mögliche, was Schiffsrestaurateure, Traditionsschiffer und Segelbegeisterte benötigen oder einfach gerne haben.