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Zeesbootregatten in Bodstedt und Althagen 2022

In diesem Jahr nutzte ich auch wieder einmal die Gelegenheit, um Zeesboote zu sehen. Dank der Vermittlung eines Freundes konnte ich sogar auf einem Begleitboot dabei sein, um ganz exklusiv das Geschehen auf dem Wasser zu beobachten. Die Zeesboot-Szene vermischt sich aus meiner Sicht nicht sehr häufig mit anderen Freunden traditionell getakelter Segelschiffe. Man sieht Zeesboote fast ausschließlich hier in den Boddengewässern und es ist nicht leicht, gute Kontakte aufzubauen. Gleichwohl wurden auch während der Corona-Pandemie Zeesboote gesegelt. Große Feste mit Zuschauern waren freilich nicht möglich.

Die Große Bodstedter Zeesbootregatta ist die bekannteste unter den Regatten, die jährlich auf den Boddengewässern zwischen der Halbinsel Darß/Zingst und dem Festland ausgetragen werden. Sie fand in diesem Jahr schon zum 58. Mal statt und es wurde versucht, liebgewonnene Traditionen neu zu beleben. Der kleine Markt mit Kunsthandwerk war wieder da. Die Modellbauer zeigten ihre Schmuckstücke, auch in Funktion, es gab ein Festzelt und natürlich Zeesboote.

Gesegelt wurde der gewohnte Dreieckskurs, den man hier auch von Land aus beobachten kann. Neu war in diesem Jahr, dass auch die Zeitnahme von Land aus erfolgte. Das Wetter passte, der Wind war allerdings sehr böig. Die Steuerleute mussten aufpassen und lieber etwas weniger Segel an den Wind bringen. Weil man die Schoten oft nicht so schnell lösen kann, legte es einige der meist offenen Boote hart auf die Seite, bis Wasser eindrang.

Einmal im Jahr, am Wochenende zwischen den Regatten in Bodstedt und Althagen, ist das traditionelle Fischen mit Zeesbooten im Saaler Bodden gestattet. Diese Gelegenheit nutzen gewöhnlich 2-3 der Boote, die auch heute noch die dafür notwendige Fischereiausrüstung aufbauen können. Die meisten Zeesboote sind schon längst private Yachten und keine Fischereifahrzeuge mehr.

Den Abschluss der Regattasaison der Zeesboote am Bodden bildet die beliebte Fischerregatta in Althagen. Ein Shanty-Chor aus Ribnitz, Stände mit maritimen und regionalem Handwerk, geräucherter Fisch oder frisch gebackenes Brot, dazu die Atmosphäre mit aufgetakelten Zeesbooten im kleinen Hafen. Die Fischerregatta ist etwas für Genießer! Damit Gäste das Geschehen auf dem Wasser verfolgen konnten, gab es eine Live-Videoübertragung, was gut funktioniert hat. Das erinnert dann schon an Sportbootübertragungen von der Kieler Woche!

Das Wetter an diesem Regattatag war sehr anspruchsvoll. Über der Ostsee vor Graal-Müritz und Wustrow wurden Windhosen gesichtet, die aber nicht bis zur Küste oder über die Bodden kamen. Auch vom Starkregen blieben wir auf dem Wasser weitgehend verschont. Wolken und ein Regenschleier sorgten aber für trübe Fotos ohne Licht.

Es gab für die Regatta kein begrenztes Startzeitfenster. Wer gleich nach Regattabeginn startete, musste auf dem ersten Abschnitt des Dreieckskurses kreuzen. Da aber der Wind innerhalb von vielleicht 30 Minuten um 180° drehte, konnten sich alle Spätstarter auf dem ersten Schlag an die Spitze des Feldes setzen. Zwischenzeitlich sah es anhand der Segelstellungen der Zeesboote so aus, als ob Wind aus allen Richtungen wehte. Als die führenden Boote nach drei gesegelten Runden dann das Ziel anliefen, schlief er für einige Zeit vollkommen ein. Da war die Regatta in den zwei hier gesegelten Bootsklassen auch schon entschieden. Als es wieder aufbrieste, konnte ein Abbruch noch vermieden werden.

Die Zeesboot-Szene lebt. Viele der Boote werden sportlich gesegelt. Es werden Boote erhalten und neu aufgearbeitet. Die FZ90 "Adele" ist so ein Beispiel, seit 2021 wieder am Start und in Bodstedt gut dabei. Die Veranstaltungen, z.B. in Wustrow, Dierhagen, Barth, Bodstedt oder Althagen sind gut besucht und Zuschauermagneten. Ich hoffe, dass das so bleibt.