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Haikutter Regatta von Nysted nach Rostock 2024
Meine Eindrücke von der diesjährigen Haikutter Regatta am Tag vor der Hanse Sail sollen ein wenig Lust wecken, eine solche Fahrt über die Ostsee einmal mitzumachen.
Diese traditionelle Veranstaltung als Abschluss des Haikutter Festivals im dänischen Nysted steht vor einer Herausforderung, was die Anzahl der teilnehmenden Schiffe betrifft. Für dänische Haikutter ist die Überfahrt von Nysted nach Rostock nicht so attraktiv, wie das Segeln in anderen Gebieten der Ostsee. Deutsche Haikutter nehmen teil, sind aber weniger geworden, weil mehrere Schiffe neue Eigner haben oder zum Verkauf stehen. Auch das schwedische Regattabegleitschiff "Sarpen" musste in diesem Jahr auf Grund einer begonnenen großen Überholung des Rumpfes passen. Dafür eingesprungen ist der deutsche Logger "Belle Amie". Weniger Teilnehmerschiffe bedeutet aber leider auch, dass weniger Mitfahrtgelegenheiten für die Regatta bestehen. Man muss sich also bemühen, um einen der möglichen Plätze auf einem Haikutter zu bekommen.
Ein großer Glücksfall ist, dass im Museumshafen Greifswald inzwischen mehrere Haikutter liegen und die Besatzungen der Schiffe treu zur Veranstaltung halten. Die "Victor Jara" ist nach der umfassenden Rumpfsanierung wieder segelbereit und zusammen mit "Nordwind", "Hanne-Marie" und "Phoenix" stellten die Greifswalder die halbe Flotte der Veranstaltung.
So ein Tag beginnt in der Regel sehr früh in Rostock, wenn die Mitsegler die Fähre nach Gedser besteigen und anschließend mit einem speziellen Bustransfer bis in den Hafen von Nysted gebracht werden. Hier liegen die Haikutter bereit, alle Mitsegler an Bord zu begrüßen. Natürlich ist es auch möglich, schon Tage davor selbständig anzureisen und das Haikutter Festival mitzumachen. Ich war diesmal zu Gast auf dem Haikutter "Nordwind". Die Zeit im Hafen ist meistens sehr kurz, denn die Schiffe wollen zügig ablegen und auf die Ostsee hinaus. Auch für uns gab es den üblichen Kanonenschuss zum Abschied, als wir den Hafen von Nysted verließen.
Die Stammcrew wurde von zwei Mitseglerinnen der "Hansine" verstärkt. Mein Angebot zur Unterstützung, wenigstens beim Segelsetzen, wurde nicht benötigt und so konnte ich mich darauf konzentrieren, was ich am liebsten mache: Fotos. Ich erlebte, wie alle Segel gesetzt wurden, auch die Toppsegel. Was im Hafen problemlos klappte, erforderte auf See mehrere Versuche, denn immer wieder verdrehte sich etwas, klemmte es oder war nicht recht zu bändigen. Rainer als Skipper und Herbert als Bootsmann haben es mit unserer engagierten Crew schließlich geschafft.
Insgesamt segelten bei der Regatta sechs Haikutter mit. Die als Schoner getakelten Haikutter waren in diesem Jahr bei nur leichtem Wind gegenüber Haikuttern mit Ketsch-Takelung im Vorteil. An einem vereinbarten Ort auf See segelten wir am Startschiff vorbei und los ging für uns die Regatta. Besonders in dieser Phase gibt es für alle Mitsegler auf den Schiffen eindrucksvolle Bilder zu sehen. Die Haikutter fahren da noch in relativ geringen Abständen, bevor sich das Feld sortiert und auseinander zieht. Fotos machen, filmen oder einfach genießen!
Wind und Wetter entscheiden dann mit, wie weit die Regatta gesegelt wird. Da die Schiffe zu einem vereinbarten
Zeitpunkt in Rostock eintreffen müssen, wurde die Regatta bisher oft schon nach der halben Strecke beendet
und das letzte Stück auf der Ostsee bis Warnemünde mit dem Motor unterstützt. So auch in diesem Jahr. Das
Zielschiff wurde erreicht und dann segelte jedes Schiff individuell weiter bis nach Rostock. Die Crew der "Nordwind"
ersegelte sich in diesem Jahr einen hervorragenden 3. Platz, wenngleich uns allen das Erlebnis, bei der Überfahrt
dabei zu sein, wichtiger war, als die Platzierung. Sehr zufrieden mit dem Tag erreichten wir die ruhige Yachthafenresidenz
in Warnemünde, die inzwischen wegen ihrer Atmosphäre von mehreren Besatzungen bevorzugt wird.
Ich möchte noch einige besondere Erlebnisse hervorheben. Haikutter "Hansine" segelt in diesem Jahr, bedingt
durch mehrere Zwischenfälle, leider keine einfache Saison. Bei der Preisverleihung und anschließenden Versteigerung
von ausrangierten Ausrüstungsgegenständen zugunsten immer knapper Instandhaltungsrücklagen hat sich die Crew jedoch
besonders engagiert. Fast hätte ich einen alten Block der Takelage, nutzbar vielleicht als dekorativen "Flaschenzug"
für eine Lampe, ersteigert, wurde dann aber noch überboten.
Das Mitsegeln auf den Schiffen unterstützt deren Erhaltung und Betrieb und ist ein Erlebnis. Erleben kann man Wasser,
Welle, Wind und Seemannschaft auf einem traditionellen Schiff. Man sieht die anderen Schiffe, kann sich in den Schiffsbetrieb
einbringen und mancher "Seebär" an Bord erzählt auch gern Geschichten aus dem Leben. (Meistens muss man hier
allerdings danach fragen. Norddeutsche Seebären sind "schüchtern". Aber wer nicht viel snackt, redet ja auch nicht
lang um den heißen Brei.) Und was die Mitsegelplätze betrifft: die Buchungszentrale der Hanse Sail versucht, allen etwas
nach den jeweiligen Wünschen zu vermitteln.
Herzlichen Dank an die Crew der "Nordwind", dass ich bei Euch mitsegeln durfte!
Das Haikutter Festival in Nysted
Zu den vielen maritimen Veranstaltungen in Dänemark gehört seit einigen Jahren auch das Haikutter Festival in Nysted.
Immer in den ersten Augusttagen kommen dann vor allem Haikutter aus dem Ostseeraum in den kleinen Hafen an der dänischen
Küste.
Der Hafen von Nysted war früher ein wichtiger Umschlagplatz von Importwaren aus Deutschland, Norwegen oder Schweden.
Als im 20. Jahrhundert die Frachtschiffe größer wurden und Nysted nicht mehr anlaufen konnten, verlor die Stadt ihre
Bedeutung an Nykøbing. Auch die industrielle Entwicklung ging an Nysted vorbei. So wirkt der Ort auch heute noch
verschlafen und ist aber vielleicht auch deshalb ein sehr guter Standort für das kleine Hafenfest mit alten Holzschiffen,
den Haikuttern.
Das Segeln mit Holzbooten, kleineren Smakken, die ehemaligen Fischereiboote in der Region, hat in Nysted Tradition.
Die Nysted Smakkelaug ist ein kleiner Verein für die Freunde dieser Holzboote, die diese bei Veranstaltungen unter
Segeln zeigen und sich auch gemeinsam um ihre Erhaltung kümmern. Auf diese Weise tragen Sie dazu bei, das maritime
Kulturerbe der Segelschifffahrt und die Kulturgeschichte der Stadt zu bewahren.
Das Haikutter Festival in Nysted ist eine kleine und feine Veranstaltung, ohne die vielen Menschen und laute Musik,
wie wir es aus Rostock kennen. Kleine Showvorführungen, auch Kinderangeboote, wie das Krabbenrennen, das Krolfen (in Dänemark
eine Mischung aus Krocket und Golf) für die Crews der Schiffe, kulinarische
Angebote und eine kleine Taverne, über den Tag und vor allem abends kleine Konzerte.
In Nysted sind übrigens nicht nur Haikutter willkommen. Das Festival lädt alle Segelschiffe ein, die den Hafen mit
nur geringer Wassertiefe anlaufen können. Ich selbst konnte aus Zeitgründen bisher nur an der Regatta teilnehmen.
Aber alle Segler, die auch das Festival erlebten, haben viel geschwärmt.
Jagt "Alliance", das Boot der Organisatoren des Haikutter Festivals