Letzte Aktualisierung:
Hanse Sail Rostock 2021
Im August fand eine kleine Hanse Sail in Rostock statt. Endlich wieder Segelschiffe gucken! Wir haben lange darauf gewartet. Optimistisch anders, so ein offizielles Motto. In den Monaten vor der Sail wurde mit dem Handlungskonzept 2021+ eine ganzheitliche Erhebung der Ist-Situation diskutiert, die umfassende Vorschläge zur künftigen Ausrichtung der maritimen Großveranstaltung vorschlägt. Die Hanse Sail der Zukunft soll maritim, nachhaltig und individuell sein. Die maritime Atmosphäre mit traditionell getakelten Segelschiffen ist für viele Besucher das Hauptmotiv für eine Stippvisite in Rostock. Genau dieser Teil soll in Zukunft noch weiter in den Mittelpunkt rücken.
Um den Erfordernissen nach Abstand zwischen den Besuchern zu entsprechen und die Besucherzahlen kontrollieren zu können, wurden auf dem Veranstaltungsgelände umzäunte Erlebnisbereiche geschaffen. Sie trugen Namen, wie "Achterdeck", "Laderaum", "Helling", "Maschinenraum" oder "Ankerplatz". Die aus der maritimen Sprache entliehenen Bezeichnungen der Areale wurden bewusst gewählt, um dem maritimen Charakter der Hanse Sail Rechnung zu tragen. Leider waren damit dann aber auch Zugangsbeschränkungen verbunden. Das betraf auch viele Anlegebereiche für Segelschiffe. Auf einen Bummel an der Kaikante habe ich deshalb weitgehend verzichtet.
Auch in diesem Jahr waren besondere Schiffe und einige Segelschiffe das erste Mal in Rostock dabei. Der Dampfeisbrecher "Stettin" hält nun allein den Rekord,
wirklich bei allen Veranstaltungen dabei gewesen zu sein. Die "Greif" musste leider passen und wird gegenwärtig generalüberholt.
Mit der Pommernkogge "Ucra" kam ein Schiffsneubau aus Ueckermünde erstmals nach Rostock. Zusammen mit "Wissemara" und der "Hanse-Kogge" aus Kiel
lag sie bei den ehemaligen Speichern der Stadt und bot Ausfahrten mit Gästen an. Im nächsten Jahr wünschen wir uns ein Wiedersehen und gern auch ein abgestimmtes Bild aller
mittelalterlichen Repliken auf der Warnow.
Den Auftakt der Hanse Sail in Rostock machten in den vergangenen Jahren die Haikutter mit einer eigenen Veranstaltung in Nysted und einer Regatta über die Ostsee. Auch in diesem Jahr gab es die Haikutterregatta. Durch zu viel Unsicherheit wegen der Pandemie und fehlender Unterstützung auf deutscher Seite habe ich diesmal auf eine Begleitung verzichtet. Es waren Haikutter auf der Hanse Sail. Ein vielbeachteter Star, weil erstmals in Rostock, war die "Valkyrien af Höganäs" aus Schweden.
Es sollen ca. 100 Segelschiffe aus 5 Ländern in Rostock gewesen sein. Ich habe vor allem solche Schiffe wahrgenommen, die Gästefahrten anbieten, allen voran die niederländische
Flotte. Die Hanse Sail Rostock ist bekannt dafür, dass sehr viele der teilnehmenden Segelschiffe mehrere Gästefahrten unternehmen. Im Vordergrund steht, mit den Fahrten Geld für
den Unterhalt der Schiffe zu verdienen. Auch ich war an zwei Tagen auf dem Wasser an Bord der "Engelina" und der "Banjaard".
Sorgenvoll fragt man sich, wo die deutschen Segelschiffe waren, die unter der Sicherheitsrichtlinie für Traditionsschiffe betrieben werden. Waren für einige die Auflagen für ein
sicheres Hygienekonzept an Bord zu hoch oder fehlte es an Crew? Wer von diesen Segelschiffen hat die pandemiededingte Krise ohne die Einnahmen aus dem Segelbetrieb überstanden.
Welches der Segelschiffe wird auch in den kommenden Jahren Rostock besuchen können?
Ich habe Sorge, ob sich Verantwortliche finden, die für die Hanse Sail in Rostock werben, dass Segelschiffe das Fest besuchen. Es muss klar sein, dass das kein Selbstläufer ist.
Was sind attraktive Bedingungen dafür? Werden die geplanten Maßnahmen für eine Bundesgartenschau in 2025 mit einer neuen Fußgängerbrücke, die den Stadthafen teilt, eher stören
oder helfen? Werden Kaikanten in anderen Hafenbereichen für Segelschiffe und Besucher zugänglich gemacht? Wo sollen zukünftig Großsegler anlegen?
Was ich von dieser Hanse Sail in Erinnerung behalten werde, sind einige Wettersituationen. Wir hatten guten Wind zum Segeln, aber auch Flaute. Die Abendfahrten jedoch waren mitunter durch extremen Starkregen gefährdet. Gleich mehrfach konnte man in Warnemünde eine Böenwalze sehen, gefolgt von Regen, wo man besser Deckung suchte.
Warnemünder Jolle "Oll Stromer"
Ein Schiffsneubau für Rostock!Was schenkt man der Stadt Rostock zu ihrem 800. Geburtstag: ein Boot natürlich! So waren vielleicht die Gedanken des Förderkreises am Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum Rostock, als sie dieses Projekt im Herbst 2016 aus der Taufe hoben. Dafür braucht man eine kleine traditionelle Werft und einen kundigen Bootsbauer. Beides haben wir in Rostock.
Der Bootstyp sollte etwas mit der Geschichte der Stadt zu tun haben oder in der Region beheimatet sein. Die Wahl fiel auf die sogenannte Warnemünder Jolle, die im
19. Jahrhundert an unserer Küste in der Fischerei oder für Freizeitzwecke genutzt wurde. Aus dieser Zeit hat kein Exemplar überlebt. Auch das Erstellen von Bootsbauunterlagen
war nicht einfach, denn die Boote wurden einstmals nicht nach Zeichnungen, sondern vor allem mit Erfahrung gebaut, was man sich in diesem Projekt erst neu erarbeiten musste.
Das Geld für den Bau stammt zu großen Teilen aus Spenden. Im Juni 2017 erfolgte die Kiellegung. Eine intensive Bauphase mit dem Setzen von Mallspanten und der Beplankung des Boots
begann im Oktober. Die Zeit drängte, da man im Juni 2018 fertig sein wollte. Bootsbauer Paul Brümmer und seine Unterstützer mussten von der Idee des Neubaus nicht lange überzeugt
werden und sorgten für eine fachgerechte Ausführung aller Arbeiten. Zum Geburtstag der Hansestadt Rostock war der Rumpf fertig. Stolz wurde er vom Schiffbauerteam und dem
Förderkreis auf dem 38. Internationalen Hansetag als zentrale Veranstaltung von Rostocks 800. Gründungsjubiläum präsentiert.
Auch wenn mehrere unvorhergesehene Ereignisse den Bau verzögerten, im September 2020 wurde "Oll Stromer" zu Wasser gelassen! Nach viel Recherchearbeit und tausenden
Arbeitsstunden wurde dadurch in drei Jahren ein regionales Kulturgut zum Leben erweckt.
Neben weiteren Spendern werden nun segelbegeisterte Enthusiasten gesucht, die sich am Segelbetrieb beteiligen möchten. "Eine Crew von 8-10 Leuten, die sich regelmäßig um
das Boot kümmern. Das wäre schön!" sagt die Museumsleiterin Dr. Kathrin Möller. Die Jolle sollte vom Alten Strom in Warnemünde aus die Segel setzen.
Im Sommer 2021 lag "Oll Stromer" an der Werft im IGA-Park und segelte zur Hanse Sail Rostock auf der Warnow.