Letzte Aktualisierung:
Fêtes maritimes internationales de Brest
Ein Mekka für SchiffsliebhaberJangadas zur Sail Brest 2004
Moonbeam of Fife in Brest 2008
La Recouvrance, ein Botschafter der Stadt Brest
Segeln in der Bucht von Brest
Sedov und Kruzenshtern
Historischer Marinehafen Brest
Segelschiffe im Marinehafen Brest
Portugiesische Schwestern
Bessie Ellen im Marinehafen Brest
La Recouvrance zur Sail Brest 2016
Kanonen der L'Hermione
Französische Segelschulschiffe
Französische und englische Segelschiffe
Segelschiffe im Marinehafen Brest
Segelschiffe zur Sail Brest 2016
Cuauhtémoc zur Sail Brest 2016
La Recouvrance zur Sail Brest 2016
Im Schatten der Burg, die Seeräuberfigur der Étoile du Roy
Französischer Nationalstolz, die La Belle Poule und La Recouvrance
Paradefahrt der L'Hermione
Segelschulschiffe La Belle Poule und L'Etoile
Seit 1992 lädt die französische Hafenmetropole Brest alle vier Jahre zu einem internationalen Seefahrtfestival der Superlative ein. An sieben Tagen im Juli immer
um den französischen Nationalfeiertag wird dann die Bucht von Brest zur Bühne für Paraden von Schiffen aus einer vergangenen Zeit bis hin zur Gegenwart und damit zu
einem Paradies für alle, die sich für Segelschiffe begeistern. 712.000 Besucher, 1050 registrierte Boote und Schiffe, 9000 Mitglieder von Besatzungen und 1500 Musiker,
so lauten einige der offiziellen Zahlen von der Veranstaltung 2016.
Zu den großen Segelschiffen an den Kaikanten zählten bereits u.a. die Bark "Cuauhtémoc" aus Mexico und die russischen Segelschulschiffe "Kruzenshtern" und "Sedov".
Die argentinische Marine zeigte sich mit ihrem Segelschulschiff "Libertad". Direkt beieinander lagen 2016 die portugiesischen Schwesternschiffe "Creoula" und
"Santa Maria Manuela". Mit diesen 4-Mast-Schonern fischte man noch bis in die 1970er Jahre vor Neufundland nach Kabeljau. Polen wurde durch die Brigg "Fryderyk Chopin",
den 3-Mast-Schoner "Kapitan Borchardt" oder das Vollschiff "Dar Mlodziezy" vertreten. Aus den Niederlanden bestaunten Besucher in Brest die "Stad Amsterdam", ein
Blickfang überall wo das Segelschiff auftaucht. Die französischen Segelschiffe "Belem" und "Marité" repräsentierten ihr Heimatland. Norwegen entsandte 2004 die
"Christian Radich" und "Sørlandet" und 2012 die "Statsraad Lehmkuhl". 2004, damals noch unter ukrainischer Flagge, besuchte die "Khersones" das Segelfestival in Brest.
Zum Seefahrtfestival öffnet Brest für seine Besucher auch den historischen Marinehafen. An der Hafenspitze präsentieren sich dann die französischen Segelschulschiffe. 2004 machte dort das australische Vollschiff "HM Bark Endeavour", eine authetische Nachbildung eines Handelsschiffs des 18. Jahrhunderts fest. Mehrfach dabei war auch die russische "Shtandart", der Nachbau der Fregatte von Zar Peter dem Großen nach dem Vorbild der britischen Admiralitätsschiffe zu Beginn des 18. Jahrhunderts. 2012 nahm die "Götheborg" aus Schweden, eine Replik eines Ostindienfahrer des 18. Jahrhunderts an dem Festival in Brest teil. 2016 präsentierte man dort voller Stolz die "L'Hermione", eine Replik einer Fregatte, mit der Frankreich um 1780 die amerikanischen Kolonisten in ihrem Unabhängigkeitskampf unterstützte. Gut in dieses Hafenbild passte auch die "Étoile du Roy", 2004 noch unter dem alten Namen "Grand Turk", die den französischen Fregatten des 18. Jahrhunderts nachempfunden ist. Aus England kam 2004 die "Matthew", die Replik einer Karawelle, mit der der italienische Seefahrer Giovanni Caboto (engl. John Cabot) 1497 von Bristol nach Nordamerika und zurück segelte. Schließlich lag dort 2016 auch die "Victoria", ein Nachbau des Schiffs aus dem Geschwader von Ferdinand Magellan, mit dem dieser 1519 zur ersten Weltumsegelung aufbrach. 2004 sah ich dort die "Hansekogge" aus Kiel, die den langen Anreiseweg aus Deutschland nicht gescheut hatte. Die Burg von Brest, die auch ein maritimes Museum beherbergt, gab diesem Spektakel stets ein sehr eindruckvolles Ambiente.
Ein Grund, nach Frankreich zu reisen, ist die Flotte französischer Nachbauten von Arbeitsschiffen, die man bei solchen Gelegenheiten oft unter vollen Segeln sehen
kann. Das Segelfestival in Brest ist außerdem oft Anlass für Stapelläufe von Segelschiffen. 1992 ging dort die "La Recouvrance" zu Wasser. Auf der Sail 1996 wurde
nach überstandener Restauration die "Notre Dame de Rumengol" das zweite Mal zu Wasser gelassen.
In Frankreich, und das kann man nicht anders ausdrücken, werden Schiffe bei solchen Gelegenheiten regelrecht inszeniert. Das Hafenbecken wird Tag und Nacht als
Präsentationsbühne genutzt. Die Schiffsvorführungen werden fachkundig und wortreich moderiert. Nachts erhellt farbiges Licht aus Scheinwerfern die Segel und dazu
gibt es häufig Musik. Da der französische Nationalfeiertag zeitgleich begangen wird, können die Besucher oft mehrere Feuerwerke der besonderen Art erleben.
Dazu kommen viele Gäste aus England, Irland und von den Kanalinseln. Zahlreich vertreten sind auch immer holländische Segelschiffe, die wir von der Hansesail Rostock
kennen. Keine andere Nation versteht es so erfolgreich, Gäste auf Tagesfahrten zu begrüßen.
Und Segelschiffe aus Deutschland? 2004 besuchten der Haikutter "Carmelan", die Nordische Jagt "Norden" und die den norwegischen Rettungsketschen Colin
Archers nachempfundenen Segelschiffe "Alvekongen" und "Johanna Maria" die Hafenstadt Brest. 2008 sah ich "Pippilotta" und "Sigandor", und ich war zu Gast
auf "Freedom". 2012 lag "Alexander von Humboldt II" am Kai und ich sah "Sigandor" sowie die "Ernestine" und den See-Ewer "Petrine", die in den Gewässern rund
um Rügen beheimatet sind. 2016 nahm die "Ernestine" die Einladung aus Frankreich erneut an. Auch der bekannte Forscher Arved Fuchs besuchte 2016 auf der Rückreise
von seiner Expedition Ocean Change an Bord der "Dagmar Aaen" das Festival, bevor er zur Haikutterregatta
ins dänische Nysted segelte und zur Hanse Sail nach Rostock kam.
Auch an Land werden seemännisches Know-how, die neuesten wissenschaftlichen Fortschritte, aber auch regionale Wirtschaft und Kultur präsentiert. In Nationendörfern,
die von Veranstaltung zu Veranstaltung wechseln, kann man die Vielfalt der Seefahrtkulturen der Welt kennenlernen, russische Gastfreundschaft, portugiesischen Wein,
holländischen Hering, britisches Fish & Chips oder auch polynesische Tätowierkunst erleben. Mit dabei sind immer Musik und Tanzvorführungen. Von der See und den
Seeleuten inspirierte Musik erklingt praktisch überall, auch wenn man auf den Molen die Schiffe beobachtet. Unübertroffen sind die französischen Feuerwerke und
Schiffsparaden mit Musik und mit Lichtkunst während der Nacht.
Der Höhepunkt des Abschlusstags in Brest ist die große Parade aller Schiffe in der Bucht und die Überfahrt nach Douarnenez. Der Fischereiort Douarnenez ist alle
zwei Jahre Gastgeber für ein maritimes Sommerfest. Dann dauert es wieder vier Jahre, bis Brest erneut zum Mekka der Schiffsliebhaber wird.
Traditionelle Segelschiffe in Frankreich
Wie geht eigentlich die Seefahrtnation Frankreich mit ihrem maritimen Erbe um? Beim Schlendern über das Veranstaltungsgelände 2016 entdeckte ich ein Plakat mit mehr als 150 Schiffsnamen. "La flotte des monuments historiques" stand darauf als Überschrift. In Frankreich ist die Einstufung als "monument historique", also als nationales Kulturdenkmal, eine Maßnahme, um ein aufgrund seiner Geschichte oder Architektur bemerkenswertes Bauwerk zu schützen. Diese Anerkennung des öffentlichen Interesses und der Schutzstatus ist auch für Schiffe möglich. Dies genießen dort sowohl große Museumsschiffe, aber auch kleine Segler, berühmte Yachten, Arbeitsschiffe oder Schiffe bekannter Forscher, die auch in Brest zu sehen sind. Etwas Vergleichbares gibt es in Deutschland nicht.
Durch eine Initiative des französischen Magazins "Chasse-Marée" begann man in Frankreich in den 1990er Jahren mit dem Bau vieler Repliken regionaler Bootstypen, die heute die maritime Tradition Frankreichs und die Bootsbaukunst der Franzosen belegen. Diese Schiffe werden nun aktiv gesegelt und präsentiert, sehr zur Freude der zahlreichen Besucher von Segelveranstaltungen. Man kann natürlich auch darauf mitsegeln und so maritime Tradition hautnah miterleben.